Der Sonnenaufgang färbt den Himmel über den Kantabrischen Bergen in orangerot. Um 06.30 Uhr mache ich mich ein letztes Mal auf die Socken, denn in Leon ist für mich diese Reise zuende. Heute Nacht hatte ich einen Wadenkrampf. Das tat vielleicht weh. Kam irgendwie völlig untervermittelt. Und ich spüre das sogar jetzt noch. Vielleicht habe ich gestern Abend doch etwas zu viel Wein und zu wenig Wasser getrunken. Ich geniesse den Weg in der Stille des Morgens. Nur die Vögel singen schon in den Feldern. Ausser mir und den netten Australischen Wanderinnen die ich von Hontanas kenne ist kein Mensch unterwegs. Viele Wanderer sind am Vortag bis Mansilla de las Mulas weitergelaufen, um heute Morgen den Bus nach Leon zu nehmen. Leute, die keinen Ruhetag in Leon eingeplant haben, haben so die Gelegenheit, wenigstens einige Sehenswürdigkeiten der Stadt zu streifen.
Für mich kommt das nicht in Frage. Auch wenn der Weg wiedermal als wenig schön beschrieben wird, und er tatsächlich nicht zu den Highlights zählt, zum Weg gehört er allemal dazu. Und wirklich „schön“ war der Weg ab Obanos sowieso selten – zumindest landschaftlich.
In Mansilla de las Mulas gefallen mir die Reste der alten Stadtmauer, die man von der Brücke der Stadt betrachten kann. Die Stadt war einst ein wichtiger Verkehrsknoten und Handelsplatz. Heute führt der Ort vor Leon wohl nur noch ein Schattendasein.
Die Sonne brennt schon früh am Tag recht kräftig. Nach dem Ort gehts erstmal ein ganzes Stück neben der viel befahrenen N-601 entlang. Viele Wanderer treffe ich unterwegs nicht. Mehrfach muss die sehr stark befahrene Einfallstrasse nach Leon überquert werden. Besonders in Puente Villarente muss ich höllisch aufpassen. Auf einer alten Brücke kommt man der Strasse und damit den LKWs verdammt nah. Ich muss den kurzen Moment einer Lücke zwischen zwei LKWs abpassen, um über diese Brücke zu huschen. Kurze Zeit später geht der Weg dann glücklichwerweise etwas von der Stasse weg. Auf und ab geht es an den Vorstadtsiedlungen vorbei. Hier wurde kürzlich eine weitere kritische Stelle durch eine neue Fußgängerbrücke entschärft. Nachdem ein kurzer Anstieg genommen ist, liegt mir Leon zu Füssen. Leider verdeckt ein Werbepaneau den Blick auf die Kathedrale. Bis in die Innenstadt ist es noch ein ganzes Stück. An einer Tankstelle kaufe ich mir ein Eis um mir den Weg zu versüßen. Der nette Tankwart händigt mir noch einen Stadtplan aus und erklärt mir den Weg.
So ist meine Herberge im Kloster der Benediktinerinnen in Leon schnell gefunden. Die Schlange derer, die hier um Einlass bitten ist jedoch lang. Ich muss mich also erstmal anstellen und warten, bis ich mich duschen und mich um eine Wäsche kümmern kann.
Aber die Schlange hat auch etwas positives. Hier treffe ich viele nette Menschen wieder, die ich unterwegs kennenlernen durfte.
In Leon will ich heute lediglich die Kathedrale besuchen und mich danach ins „feuchte Viertel“ begeben, um den Tag ausklingen zu lassen. Die eigentliche Stadtbesichtigung werde ich morgen machen, denn mein Zug zurück in die Heimat geht erst abends kurz nach 17.00 Uhr.
24. Etappe: Reliegos – Leon
Mai 25, 2012 von Markus
Hinterlasse einen Kommentar